29. Mai 2016
Glasflies ist fies...
Der letzte Eintrag ist nun schon eine ganze Weile her. Die Tage und Wochen sind in der letzten Zeit sehr lang geworden auf der Baustelle und auch die Wochentage haben an Bedeutung verloren. Weshalb das Bautagebuch eher stiefmütterlich behandelt und vernachlässigt wurde und im Nachhinein jetzt auf den Stand gebracht wird.
Am vergangenen Wochenende haben im Haus Glasflies geklebt. Unterstützt wurden wir dabei von drei lieben Freunden - einer von ihnen ist unser Kenny (
Kenny der Superheimwerker). Nachdem de Bauherr schon am Vorabend nervös gewesen ist, da er unbedingt noch einiges im Baumarkt holen wollte, fuhr er am morgen noch schnell dort vorbei. Hier kaufte er noch Kleisterquasten, Tapezierbürsten - da er davon ausging, dass diese essentiell seien. Ferner eine Kabeltrommel sowie einen kleinen und einen großen Feuerlöscher. An den Tagen zuvor haben wir in die Wandübergänge und -ecken eine SMP-Naht (silanmodifizierter Polymere - Bostik R 322 Kleben-Dichten-Füllen ) gesetzt / gezogen. Der entscheidende Vorteil gegenüber Acryl ist, dass es sehr viel mehr Ausdehnung aushält und die Nähte kaum schrumpfen. Beides ist dazu da, Rissbildung an den Übergängen zu minimieren. Das Haus hatte bis jetzt ja schon ein wenig Zeit sich zu setzen. Die Aufheizphase ist vorbei und an einigen Stellen war der Setz- oder Ausdehnungsvorgang schon sehr gut zu erkennen. Rissbildung ist zwar nicht zu verhindern, dafür ist es ein Holzhaus, aber ein Stück weit kann man vorbeugen. Das Glasflies hat zum einen die gleich Aufgabe wie das SMP - Vorbeugen der Rissbildung, zum Anderen erhält man eine gleichmäßige Oberfläche, welche die gespachtelten und geschliffenen Stellen und kleinere Unebenheiten abdeckt.
Die Bauherrin hatte gelesen, dass Kraftkleister eine günstigere und besser zu verarbeitende Alternative zu Flieskleber darstellt. Und so kam dieser zum Einsatz. Munter ging es an die Arbeit. Wand einkleistern, zuvor zurecht geschnittene Fliesbahn ran und mit dem Rakel glatt streichen. Soweit so einfach. Die nächste Bahn, gleiche Prozedur und ... das wird nichts. Dem Himmel sei Dank, hatten wir unseren Kenny dabei. Er wies uns vier Malerlaien ein und zeigte uns, wie wir mit der Situation fertig werden konnten. Wir überlappten die Bahnen, zogen mit dem Cutter runter und entnahmen die abgeschnittenen Stücke.
Ach ja, die Kabeltrommel kam zum Einsatz. Die Feuerlöscher sollten zu einem späteren Zeitpunkt ihren Platz finden. Die Quasten und Bürsten, für die der Bauherr eigentlich in den Baumarkt gefahren war, konnte er gleich wieder zurück bringen.
Danach ging es etwas besser. Sollte es zumindest. ABER, das Glasflies von Modulan erwies sich als nicht unbedingt hervorragendes Material. Dies wird sich im weiteren Verlauf bzw. in der weiteren Verarbeitung noch des Öfteren zeigen.
Das Flies sog sich voll mit dem Kleister und riss beim Glattziehen während der Verarbeitung an der einen oder anderen Stelle. Auch ein scharfer Cutter und ausreichend Ersatzklingen sind essentiell. Auf die Nutzung von Tapezierbürsten muss nach Aussage von Kenny ganz verzichtet werden, da diese das Flies im Zweifel nur kaputt reißen und das Flies nicht dicht genug an die Wand bringen. Der Rakel ist das Werkzeug der ersten Wahl!
Und so ging es die nächsten beiden Tage weiter. Messen, Kleistern, Rakeln. Malerflies hat im Kontakt mit der Haut die unangenehme Nebenwirkung, dass es, da es sich um Glasfaser handelt, unangenehm sticht, piekst, und juckt. Auch das sollten wir später noch mehr erfahren. Das Wochenende war vorbei und das Glasflies war an allen Wänden und Decken angebracht. Während der Verarbeitung kam es, gerade an den Decken immer wieder zu Blasenbildung und/oder Ablösungen. Sowohl die Gipskartonplatten (obgleich grundiert) als auch das Flies sogen den Kleister förmlich weg. Und da es recht warm im Haus gewesen ist, ging der Trocknungsprozess sehr schnell von statten. Zugluft musste unbedingt vermieden und somit gleich nachgearbeitet werden. Stets mussten gerade die Decken nachbearbeitet werden. Zu guter Letzt entschied Kenny, dass es notwendig sei, Wände und Decken noch einmal mit einer Schicht Kleister zu streichen. Am Ende hatten wir alle die Nase gestrichen voll vom Malerflies!
Wir sind so glücklich darüber, dass wir so tolle Freunde haben, die uns immer wieder tatkräftig helfen - auch und gerade bei solch doofen Aufgaben. Der nächste Arbeitsschritt war das Schleifen. Zwar hatten wir bereits schon die eine oder andere Stelle beschliffen, aber es half nichts. Übergänge/Nähte und scharfe Falten mussten beschliffen werden. Das ganze Haus sah aus wie nach einem Feenkampf. Überall glitzeriger Staub in der Luft - UND vor allem auf der Haut. Welche sich juckend und durch kleine Pickel zur wehr setzte. Dadurch, dass alle Fenster und Türen im Haus geschlossen bleiben sollten bzw. kein Durchzug entstehen durfte, war die Luftfeuchtigkeit extrem hoch. Dies wiederum würde das Tragen von langer Bekleidung unerträglich machen. Wir flossen trotzdem dahin und ertrugen den Fliesstaub so gut es eben ging. Runniggags (Insider) waren "Sind keine 2,60" und "Geh weg, ich mach das jetzt allein"
Das Ergebnis konnte sich jedoch sehen lassen und wir waren mehr als glücklich! Eins steht jedoch fest, beim nächsten Haus wird das Malerflies der Firma Knauf gekauft. Hier schreckte uns im Vorfeld jedoch der Preis ab. Er lag circa drei bis viermal höher als das Produkt von Modulan. Jetzt wissen wir auch warum. Dies sollte sich auch in der Zukunft noch immer wieder zeigen.